Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman

Die Straße schlängelte sich immer schmaler werdend zwischen diesem Hang und der Eisenbahnlinie entlang, bis zu einer ganz engen Nadelkurve, schon eher eine Art Spitzkehre, die so mancher Autofahrer kaum im ersten Anlauf meisterte. Danach führte die Straße praktisch in die Gegenrichtung zurück, den Hang entlang ziemlich steil aufwärts, bis sie endlich in die Hauptstraße mündete, an der entlang die Häuser des Dorfes hauptsächlich aufgereiht waren. Die Gebäude der Hangstraße besaßen eine merkwürdige Ausstrahlung. Es war nicht das Wissen allein, dass hier die Ärmsten des Dorfes wohnten, es war auch nicht die offensichtliche Verwahrlosung, die diesem Ort eine unangenehme Aura verlieh. Es ging etwas Unheilvolles, Unerlöstes von diesen morschen Häusern aus. Wann immer Tanner auf seinen Spaziergängen jemand angetroffen hatte, waren die Blicke weder freundlich noch offen. Aber was genau sein Unbehagen auslöste, hatte er noch nicht herausfinden können. Menschen hatte er hier sowieso selten angetroffen. Dafür verwahrloste und bellende Hunde in viel zu kleinen Zwingern. Einzig bei dem kleinsten Haus hatte er dann und wann einen alten Mann mit einem ganz und gar verschrumpelten Gesicht beim Holzspalten getroffen, der ziemlich leutselig zu einem kurzen Schwatz über die Qualität und Güte diverser Brennhölzer und Spaltbeile bereit gewesen war. Dass die Häuser bewohnt waren, verrieten eigentlich nur die vergilbten Vorhänge, die sich leise bewegten, wenn einer wie Tanner vorbeiging. Genau so geschah es auch an diesem Tag.