Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman
Er schaute hinauf zu den grauen Wolken.
In den dreizehn Monaten, die er Tag für Tag an ihrem Bett verbracht hatte, war auch er versucht gewesen – wie viele in ähnlicher Situation – eine Art Kuhhandel abzuschließen. Wenn Du sie aufwachen lässt, glaube ich an Dich. Es hatte aber nicht funktioniert, sie war gestorben. Ihren schönen Körper gab es nicht mehr. Der war verbrannt. Das Häufchen Asche lag eingeschlossen in einer tönernen Urne und wartete darauf, in der Mitte des Sees verstreut zu werden. Diesen Wunsch hatte sie unvermittelt in einer ihrer Liebesnächte geäußert, und keiner hatte geahnt, wie schnell er Wirklichkeit werden sollte. Die Urne stand immer noch im leeren Schrank in einem der Zimmer, das er seit dem Tag, an dem er die Urne eingeschlossen, nicht mehr betreten hatte. Und er würde es so schnell auch nicht wieder betreten.
Tanner sprang von seiner kühlen Raststätte auf und setzte den Spaziergang fort.
Er war mittlerweile auf der Höhe des Bahnhofrestaurants angekommen, das gerade Betriebsferien hatte. Er liebte diesen Ort mit seiner einfachen Küche, den liebenswürdigen Besitzern und der heimeligen Gaststube. Und die Sommerabende an den Tischen unter dem Birnenspalier konnte man getrost als eine Form der reinen Poesie bezeichnen.