Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee. Erzählungen und Essays
Kaffee für alle und überall. Und jede Hausfrau hat immer zwei Thermoskrüge warmen Kaffees bereit für den Fall, dass jemand unerwartet zur Tür hereinkommt, und sie stellt sofort eine neue Pfanne mit Wasser auf den Herd für einen dritten Reservekrug. Die erste Frage ist immer: «Vul in tec caffè?» Und bevor Sie antworten können, steht das Getränk schon vor ihrer Nase, und wenn Sie vor lauter Höflichkeit nicht aufpassen wie der Teufel auf die Seelen, werden gleich noch vier, fünf Löffel Zucker für Sie hineingetan und Sie haben selber nur zu trinken und zuzuhören.
Nun sind die Bergler entweder furchtbar schweigsam oder schreckliche Schwätzer.
Auch die Unterländer waren früher nicht anders. Walter Benjamin erzählt uns von Arnold Böcklin, dessen Sohn Carlo und Gottfried Keller folgende Geschichte:
«Sie sassen eines Tages wie des öftern im Wirtshaus. Ihr Stammtisch war durch die wortkarge, verschlossene Art seiner Zechgenossen seit Langem berühmt. Auch diesmal sass die Gesellschaft schweigend beisammen. Da bemerkte, nach Ablauf einer langen Zeit, der junge Böcklin: ‹Heiss ist’s›, und nachdem eine Viertelstunde vergangen war, der ältere: ‹Und windstill!› Keller seinerseits wartete eine Weile; dann erhob er sich mit den Worten: ‹Unter Schwätzern will ich nicht trinken.›»