Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee. Erzählungen und Essays
Diese grazilen, zerbrechlichen Tassen, durch die man beinahe hindurchsah, erhielten einen schwarzen Farbton, wenn Kaffee darin war, und sie waren, man wusste nicht wie, alle ein bisschen anders. Man hielt auch jede ein bisschen anders. Eine nur leicht seitlich am Henkel, und sie kam leicht und mühelos zum Mund. Bei einer anderen ging man mit einem Finger in den Henkel und mit dem Daumen in die Tasse hinein, wie um Gegengewicht zu geben. Eine dritte fasste man nur oben am Tassenrand mit je zwei Fingern. Bei einer vierten machte man aus den Händen eine Schale, wie um die Wärme zwischen den hohlen Händen und der Tasse zu behalten, und mit dem Kinn streichelte man das Rund des Henkels. Wieder eine andere mit Spuren von Lippenstift am Rand von der Dame, die zuvor daraus getrunken hatte – denn je älter die Grossmutter wurde, desto schlechter wusch sie ab –, drehte man diskret, um am sauberen Rand zu nippen.
Und trotzdem, so mysteriös sie waren, die leeren Tassen erzählten nichts. Es musste Kaffee aus ihnen rauchen, damit sie erzählten. Der Rauch des Kaffees gab den Anfang der Geschichten. Da sah ich, dass man die Dinge dieser Welt nicht sauber voneinander trennen kann, ohne dumm zu werden. Alles geht ineinander und gehört zusammen: Tasse, Kaffee und Rauch.