Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Als sie draußen waren, beschlossen sie, in ein ruhiges Café zu wechseln und den Kaffee dort zu trinken.
Lena schüttelte sich kurz.
Puh, war das laut, aber das Essen war lecker. Vielen Dank, Michel, für die Einladung. Den Kaffee – und falls es Torten gibt – bezahle ich. Als Einstand sozusagen.
Ihr Appetit schien grenzenlos zu sein. Wider Willen musste Michel lächeln, sagte aber nichts.
Es gab tatsächlich Torten. Michel verzichtete darauf, um wenigstens etwas anders zu machen als Lena. Er begnügte sich mit einem Espresso. Sie fiel unbekümmert über ein großes Kuchenstück her, als hätte sie heute noch nichts gegessen. Natürlich bereute er kurz darauf seine Entscheidung, aber jetzt gab es kein Zurück mehr.
Nachdem sie den letzten Krümel vertilgt hatte, lehnte sie sich über den Tisch.
Wie sehen Sie den Fall, Chef? Haben Sie schon eine Vermutung?
Michel nahm den letzten Schluck seines Espressos.
Sehen Sie, Lena, zu Beginn eines Falls sollte man sich unter allen Umständen vor Thesen hüten und sich auf keine Vermutung versteifen. Sonst sucht man die ganze Zeit nach Bestätigung für seine These und übersieht leicht Hinweise oder Indizien, die in eine andere Richtung deuten. Und nennen Sie mich bitte nicht Chef.