Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Lena nickte eifrig.
Gut, dann sage ich Michel. Darf ich trotzdem eine, äh … eine Fantasie äußern?
Er verdrehte die Augen, nickte aber seufzend und verkniff sich eine beißende Bemerkung.
Auch wenn wir noch nichts wissen, ist doch die Kleidung, die der Tote anhatte, ein starkes Zeichen. Eigentlich der größtmögliche Gegensatz, den man sich sowohl zu seiner Frau als auch zu seinem Beruf vorstellen könnte.
Lena schaute ihn fragend an.
Michel wiegte den Kopf.
Kann sein, kann nicht sein. Sehen Sie, das ist genau das Problem mit solchen Vermutungen. Ich habe schon Zahnärzte und renommierte Anwälte in Lederanzügen auf gewaltigen Motorrädern gesehen. Das war ihr Wochenendvergnügen. Und? Was sagt uns das jetzt? Dass jemand ein abgedrehtes Hobby oder eine ausgefallene Leidenschaft hat.
Sie nickte.
Ja, ja, oder renommierte Bürger, die in Gummianzügen zu Swinger-Partys gehen. Gut, ich verstehe schon.
Sie nahm die Brille ab und putzte sie mit einer Serviette.
Insofern ist das Hawaiihemd nichts Besonderes. Zumal am See. Vielleicht war er auf eine Yacht eingeladen? Oder er besitzt selber eine?