Blindgänger. Roman

Ich schüttelte den Kopf, es sei unwichtig, ob er aus der Erinnerung beschreiben könne, was er von seinem Balkon aus sehe.

Marty verzog den Mund, belustigt, ihm sei schon klar, dass ich ihn testen wolle, nur zu. Also, er habe sich ans Geländer gelehnt, es laufe das ganze Stockwerk entlang, bestimmt hundert Meter, auch über die zwei Stockwerke darun­ter und noch eines über ihm. Eine uniforme Balkonfassade auf der Südseite des Gebäudes, halb trans­parente, in Eisenrahmen gefasste Glaswände begrenzten die jedem Zimmer zugeteilten Balkonmeter. Vermutlich ehemals ein Kurhotel, nicht wahr, Jahrhundertwende, wie er angesichts der hohen Räume und verzierten Eisengeländer schätze.

Ich nickte.

Im Klinikpark rauschende Eschen oder Ulmen, so gut kenne er die Bäume nicht, aber die Namen tauchten ohne Nachdenken im Kopf auf, wie er mit Erleichterung festgestellt habe. Unten schlängelten sich Wege zwischen mächtigen, in die Jahre gekommenen Büschen. Rhododendren, Azaleen, Hortensien, auch die Sträuchernamen fielen ihm problemlos ein, sein Gedächtnis könne also Schulwissen abrufen, welch lächerlicher Trost.