Garibaldis Fuss. Aus dem Leben des Homöopathen Samuel Zopfy 1804-1890

Heute fehlt ihm der Appetit. Der Zieger brennt auf der Zunge. Er klingelt Barbara, schaut zu, wie die Jungfer mit anmutigen Bewegungen das fast unberührte Frühstück wieder abträgt. Stumm und mit gesenktem Blick. Um die Haare hat sie ein Tuch gebunden, kleine Brüste zeichnen sich ab unter ihrem Kleid.

«Du isst dann auch genug, gell», sagt Zopfy, «bist ja so mager.»

«Danke, Herr Doktor», flüstert sie und verschwindet in der Küche.

Der Zahnarzt

Zopfy setzt sich auf die Chaiselongue, nimmt ein Buch zur Hand, das ihm der Buchhändler Füssli aus Zürich ­geschickt hat. «Memorie autobiografiche» von Giuseppe Ga­ribaldi. Die Erinnerungen des Generals, vor zwei Jahren in Florenz erschienen. Er legt das Buch zur Seite, als die Hausglocke klingelt, dreht sich zum Fenster und hebt mit einem Finger den Vorhang. Auf der Treppe unter dem Vordach steht eine junge Frau, die geflickte Arbeitsschürze wölbt sich über ihrem Bauch. Ein Bub klammert sich an ihren Rock.

Zopfy steht auf, hält sich an der Tischkante fest, bis sich der leichte Schwindel nach der raschen Bewegung legt. Nochmals klingelt es, ungeduldig.