Garibaldis Fuss. Aus dem Leben des Homöopathen Samuel Zopfy 1804-1890
Doch wer war dieser kuriose Doktor, der laut Nachrufen auch mit Grundstücken handelte, seinen eigenen Wein kelterte, eine Seidenspinnerei und -weberei betrieb, die eines Nachts abbrannte, der eigentlich Ingenieur habe werden wollen, nebenbei Erfindungen machte und an einer Flugmaschine bastelte? Über seine sechzigjährigen Erfahrungen als Mediziner und Homöopath gab er im hohen Alter ein 670 Seiten umfassendes Werk im Selbstverlag heraus, Zopfys «Heilkunde».
An der Wand in der Gaststube der «Sonne» hing ein gemaltes Porträt des Stifters in einem Goldrahmen. Es zeigt einen nachdenklich dreinblickenden alten Mann mit Stirnfalten, grossen Ohren und einer vorspringenden Nase, wie sie nicht selten ist bei uns Zopfi-Männern. Die leicht nach vorn geneigte Haltung wirkt etwas resigniert und müde, melancholisch beinahe. Lachfältchen, die von den blauen Augen ausstrahlen, lassen jedoch vermuten, dass der Herr Doktor auch eine heitere Seite besass, vielleicht sogar Humor. Das kahle Haupt umgibt ein Kranz schütterer Haare. Der weisse Bart unter den schmalen Lippen, der in einer dunklen Jacke verschwindet, ist dem Maler schlecht gelungen, er sieht aus wie angeklebt. Zopfy wirkt auf diesem Gemälde wie ein strenger, aber im Grunde gütiger Sankt Nikolaus.