Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz


Der erste grosse Bergführer der Schweiz: Melchior Anderegg aus Zaun bei Meiringen. Für diese Aufnahme ist er 1879 nach Interlaken gereist, im Hintergrund die Jungfrau.

Als Begleiter engagieren die sogenannten «Hochtouristen» einheimische Bergführer. Zu Beginn sind das Jäger, Kristallsucher und Hirten, deren Erfahrung in diesen Einöden allerdings nicht sehr ausgeprägt ist. Besonders wenn sie nicht nur als «Wegweiser» oder «Pfadfinder» agieren sollen, sondern die Verantwortung für das Leben der «Herren» tragen müssen. In diesen Pionierjahren entwickelt sich Melchior Anderegg zum Meister. 1856 gehört er zu den ersten, die ein Schweizer Bergführerpatent erhalten und bald darauf zu den ersten Schweizer Bergführern, die aus der engen Heimat ausbrechen und überall in den Westalpen Erstbesteigungen in Angriff nehmen. Mit seinen «Herren» wagt er für damalige Verhältnisse Ausserordentliches und bewältigt eine Reihe von hochklassigen Ersttouren im Berner Oberland, im Wallis, im Mont-Blanc-Gebiet, im Bergell und in den Dolomiten. Melchior Anderegg, der als einfacher Knecht im Grimsel-Hospiz begonnen hat, wird zum Vorbild der nachfolgenden Bergführergenerationen.