Steinschlag. Andrea Stamms erster Fall

Während sie ihren Gast sicherte, sah sie die Frau auf dem Weg dahinschreiten, durch den Nebel jenes Nachmittags. Hinter ihr der Mann, von dem sie sich noch kein Bild machen konnte. Schweigend, in Gedanken versunken wanderte das Paar. Plötzlich krachte es über ihnen in der Wand. Vielleicht schrie er: «Stein!» Doch schon zuckte sie zusammen unter dem Schlag, taumelte gegen den Abgrund, überschlug sich im Sturz, blieb auf dem Felsband liegen. So könnte es geschehen sein. Die Frau hatte wegen des rauschenden Wassers weder den Stein noch den Warnruf gehört.

Andrea warf einen Blick auf den Ringhaken, an dem sie sich in der Wand sicherte. Alles in Ordnung. Sie schaute hinab zur Alp, wo die letzten Nebelfetzen über den Hügelzug trieben, der sich vom Sattel gegen Süden erstreckte. Wie Schiffe sahen sie aus, deren weisse Segel in der Sonne leuchteten. Die Täler waren blaue, mit Schatten erfüllte Fjorde. Sie hörte das zärtliche Tingeln der Kuhglocken, die Rufe des Hirten. Daniel erreichte den Stand, der erste Überhang lag unter ihnen.