Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman
Tanner füllte wie immer einen großen Einkaufskorb mit allerlei Leckereien und brachte ihn zur Kasse. Später würde sich ein Schüler oder eine Schülerin vom gegenüberliegenden Schulhaus ein wenig Taschengeld dazuverdienen und die Einkäufe in seinen Hausflur stellen. Solène, die um drei Minuten ältere Zwillingsschwester, saß an der Kasse.
Tanner, haben Sie eine Katze?
Nein, Solène. Ich habe keine Katze. Wieso? Haben Sie eine zu verschenken?
Also, erstens bin ich Solange. Solène steht dort hinten und räumt Regale ein. Dass Sie uns immer noch nicht unterscheiden können!
Sie schüttelte dramatisch ihren hübschen Kopf.
Daraus schließe ich, dass wir Ihnen immer noch so gar nichts bedeuten. Was machen wir bloß falsch?
Tanner war felsenfest davon überzeugt, sie richtig erkannt zu haben. Schließlich steckte in Solènes Schürze immer ein roter Kugelschreiber. Solange zog Bleistifte vor. Auch war ihr Gesicht deutlich schmaler, so dass die relativ hohen Backenknochen, die beide besaßen, bei Solange ausgeprägter wirkten. Außerdem gab es gut unterscheidbare körperliche Merkmale, auch wenn sich die beiden tatsächlich auf den ersten Blick wie ein Ei dem anderen glichen. Und selbst bei Eiern gibt es bekanntlich Unterscheidungskriterien. Doch die Zwei spielten für ihr Leben gerne dieses Verwechslungsspielchen und er – er machte gerne mit.