Wintertauber Tod. Ein Tanner-Kriminalroman

Der Pinsel, den die Person verwendet hatte, dürfte etwa zwei Zentimeter breit und relativ steif gewesen sein, denn der Pinselstrich blieb gleichmäßig breit. Es waren insgesamt neunundzwanzig Haustüren bemalt worden. Erkennen konnte man elf verschiedene Zeichen. Einige wiederholten sich offensichtlich, bei anderen war es nicht ganz klar, ob sie fehlerhaft gemalt worden waren oder ob sie Varianten darstellten. Immerhin musste man berücksichtigen, dass der Täter alles nachts gemalt hatte und auch noch unter dem Druck, dass ihn jemand entdecken könnte. Die Nacht musste ungewöhnlich dunkel gewesen sein, denn in jener Nacht war Neumond, und es hatte geregnet. Zudem war die Straßenbeleuchtung im Dorf an vielen Stellen sehr dürftig, was laut Solène im Gemeinderat schon öfter zu Streitigkeiten geführt hatte.

Wenn der gleiche Täter tatsächlich auch für das Verschwinden der Katzen verantwortlich war, musste man davon ausgehen, dass er das Dorf wie seine Westentasche kannte, ebenso die Gewohnheiten der Bewohner (nota bene: auch die der Katzen), und dass er sich nachts in der Dunkelheit souverän und schnell bewegen konnte. Das Einsammeln der Katzen und das Malen der Zeichen dürfte sich jeweils zwischen zwei und vier Uhr abgespielt haben, denn dies war die Zeit, in der mit großer Wahrscheinlichkeit niemand mehr unterwegs war. Schon gar nicht in einer mondlosen, kalten Regennacht. Mit Sicherheit war das alles genau kalkuliert.