Wenn die Nacht in Stücke fällt. Ein Brief an Ferdinand Hodler

Sie waren entmutigt, gezwungen, zu Ihren Zeich­nungen und Bildern zurückzukeh­ren. Sie hatten nur noch die glatten Oberflächen, um zu versuchen, das Leben zu­rückzuhalten, solange es in den Zügen Ihrer Liebsten weiter bestehen würde.

Hans Mühlestein berichtet die Szene so gut, dass ich nichts ändern muss. Lange habe ich geglaubt, dass Sie zur Zeit dieser misslungenen Skulptur Valentine erst seit Kurzem kannten. Ich habe nur mit Mühe Ihre erste Begegnung mit ihr rekonstruieren können, weil ich der Aussage dieses Zeitgenossen geglaubt habe.

Der frühe Tod

Sie werden sehr früh mit dem Tod konfrontiert. Bei der Beerdigung Ihres Vaters auf dem Friedhof in La Chaux-de-Fonds sind Sie fünf Jahre alt. Er war tu­ber­kulose­krank, Schreiner, hatte sich ein Jahr zuvor mit seiner Familie in den jurassischen Ber­gen nieder­gelassen. Sie hatten gerade knapp Zeit gehabt, Französisch zu lernen. Ihr Vater hinterlässt vier Knaben, ein Mädchen und kein Geld. Sie, der Älteste, sind in Bern geboren.

Margarete, Ihre mittellos gewordene Mutter, ­hei­­ratet drei Jahre später einen sieben­und­vier­zig­jährigen Witwer, der in Thun den Beruf eines Malerdekorateurs ausübt. Er ist Vater von vier Mädchen und einem Jungen. Das neue Ehepaar hat zusammen drei weitere Buben. Wenn ich richtig zähle, wart Ihr dreizehn Kinder. Sie verlassen diese Welt sehr früh. Jedes Jahr oder sogar mehrmals pro Jahr müssen Sie sich die Leiche eines Ihrer jüngeren Geschwister ansehen.