Wenn die Nacht in Stücke fällt. Ein Brief an Ferdinand Hodler

Das Tagesprogramm war für Sie organisiert worden. Erst am Abend, auf der Ter­rasse einer Brasserie in Montparnasse, haben Sie endlich Ihr Skizzenheft hervorneh­men können, um zu zeichnen, was Ihnen der Mühe wert schien in Paris: die Parise­rin­nen, ihre erstaunlichen Hüte, ihre elegante Erscheinung, zielstrebig in ihren Stie­feln. Sie waren allein. Berthe ­wartete im Hotel in der Nähe auf Sie. Der Kellner hat Ihnen eine Decke angeboten, die Sie abgelehnt ha­ben. Sie beobachteten die Hand­griffe eines Straßenla­ter­nenanzünders. Mit seiner Stange glich er einem Landsknecht mit seiner Hellebarde. Sind Sie Maler?, hat eine Frau gefragt, die auf dem Trottoir vorbeiging.

Die Krümmung ihrer Nase ist Ihnen aufgefallen. Sie war ein Musterexemplar der Stadt, weiße Bluse, schwarzes Gilet, die Haltung ihres Kopfes hatte etwas Amerikanisches. Sie haben ihr nicht geantwortet. Vielleicht wegen Ihres Ak­zents, der Sie als Auslän­der verraten hätte. Oder aber weil Sie diese indiskreten Frau­en von schlechtem Lebenswandel, die sich auf den Pariser Trottoirs herumtrieben, verabscheuten. Sie hat nicht auf einer Antwort bestanden, sich et­was weiter weg hin­gesetzt, Ihnen ihr Profil zugekehrt.