Wenn die Nacht in Stücke fällt. Ein Brief an Ferdinand Hodler

Am nächsten Tag im Louvre vor einem Gemälde von Ingres, als Sie Ihr Heft geöff­net haben, um ein Detail zu kopieren, ist die Visitenkarte herausgefallen. Nehmen wir an, es handelte sich um Valentine Godé-Darel mit einer Adresse im sechsten Ar­ron­disse­ment. Das gelang Ihnen nicht oft, mit drei Strichen jemanden, der vorbei­ging, zu zeichnen. Sie ­ha­ben an das große unvollendete Bild in Ihrem Atelier in Genf gedacht, das Sie Blick in die Unendlichkeit nannten. Es fehlte dort noch eine weibliche Person. Und da, vor dem Gemälde von Ingres, haben Sie die Intuition gehabt, diese Lücke könnte durch die ­Pariserin, die Sie am Abend zuvor in Montparnasse gesehen hatten, gefüllt werden.

Zurück im Hotel, während Berthe schon die Koffer für den nächsten Tag packte, haben Sie ihr vorgeschlagen, einige Tage in Paris zu bleiben. Sie war darüber er­staunt, erfreut, nochmals Ihr Geld für Kin­­kerlitzchen in den Läden der großen Bou­levards ausgeben zu können.

Sie haben einen Laufburschen geschickt, ein Atelier in der Grande Chaumière zu reservieren, dann zu der Dame, deren Adresse Sie hatten – Rue Saint-Benoît –, um ihr eine Sitzung vorzuschlagen. Je schneller desto besser.