Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman

Die gute Laune von heute Morgen gehörte nun restlos der Ge­schichte dieses Tages an. Er schlug unwillig die Akte Beckmann auf und überflog die biografischen Daten, die am Anfang zusammengefasst waren.

Beckmann war 59 Jahre alt, verheiratet. Hatte zwei erwachsene Kinder. Stammte ursprünglich aus dem östlichen Teil des Landes. Die Frau, geborene von Wyttenbach, aus einem ortsansässigen Geschlecht also.

Michel seufzte. Die müsste er jetzt gleich aufsuchen. Er hasste diese Gänge.

Hallo? Darf ich reinkommen?

Michel guckte verärgert hoch. Im Türrahmen stand ein Mädchen mit langen braunen Haaren, einem schönen und ebenmäßigen Gesicht und einer großen schwarzen Brille. Sie trug eine schwarze Hose und ein weites Jeanshemd. Im Arm hielt sie einen zerknautschten Reportermantel.

Was willst du?

Die Angesprochene hob linkisch die Hand zum Gruss.

Also, ich bin die Assistentin. Lena Steiner.

Michel lehnte sich zurück.

Dass ist jetzt aber ein Witz. Schickt man mir jetzt Kinder?

Ich bin 27 Jahre alt.

Oh, pardon. Welch hohes Alter. Ich hätte Sie deutlich jünger ge­schätzt.