Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz
Eintrag in Melchiors Führerbuch: 1959 sind Melchior Anderegg und sein «Entdecker» Thomas Hinchliff mehrere Wochen gemeinsam unterwegs und besteigen unter anderem das Finsteraarhorn.
In der Folge tauchen vermehrt Engländer auf der Grimsel und im «Schwarenbach» auf, um die grosse Blechflasche und Melchior zu finden. Sie reagieren enttäuscht, wenn sie nur erstere finden und zu hören bekommen: «Melchior ist weit weg über die Berge». Zu seinen Herrschaften zählt nun eine Reihe Bergsteiger, die ihm ehrgeizige Aufgaben stellen.
Die Anzahl der Touristen, die in die Hochalpen wollen, wächst ab den 1850er-Jahren rasant, die meisten bleiben Gelegenheitsbergsteiger und manche haben schon nach einem Gipfel oder einem vergletscherten Passübergang genug. Im Berner Oberland stellen Tschingel-, Strahlegg- und bei Zermatt der Théodule-Pass lange Jahre die grössten Ambitionen vieler dar.
Dagegen lassen sich die Namen jener, die sich um die Erstbesteigungen reissen und Saison für Saison von Gipfel zu Gipfel eilen, auf etwa drei, vier Dutzend beziffern. Allen voran sind es Briten. In ihrem kleinen Kreis verbrüdern sie sich zu einem Mikrokosmos von Alpinisten und gründen 1857 in London The Alpine Club, die erste Bergsteigervereinigung der Welt. An Meetings und in Jahrbüchern tauschen sie ihre Erfahrungen aus und diskutieren, wie sie ihr neu entdecktes Hobby weiterentwickeln können. Eine ähnliche Vereinigung konstituieren die Österreicher 1862.