Auf der Suche nach dem verlorenen Schnee. Erzählungen und Essays
Das ist das Goldene Zeitalter oder das Zeitalter des Betons, das lange, lange nach der Steinzeit und der Bronzezeit folgte. Statt der Saurier husteten die Saurer die Pässe hinauf, die Chauffeure mit hochgekrempelten Ärmeln. Sie fuhren der Hochkonjunktur entgegen.
Die Konjunktur beginnt also mit den Italienern, die man heute nicht mehr will, mit dem Beton, mit dem Diesel. Pompös stehen die Mauern hier, beeindruckende Riesen, die ein Tal beenden, wenn wir vor ihnen stehen. Sie zwingen uns, hochzuschauen, wenn wir vor ihnen stehen. (Ich stelle mir ein verbrecherisches Saxofon vor, ein Seepferdchen, aber riesig wie ein Rindvieh, das seine Schreie mit Beharrlichkeit schmettert. Die Hornstösse durchdringen Knochen und vibrierten Beton. Stelle mir vor, dass Jericho sei.)
Auf der Schulkarte des Kantons Graubünden haben diese Mauern eine gewisse Aggressivität: Als brauner Strich mit Zähnen nach vorne sind sie gezeichnet. In der romanischen Zeichenerklärung werden sie als Mir da levada bezeichnet. (Mit levada assoziiert der Romane «Auferstehung».) Warum levada? Weil die Mauern die halb tote Konjunktur in blühendes Leben erweckt haben?