Die Wohlanständigen. Ein Tanner-Kriminalroman
Anhand ihres Ganges hätte Michel schwören können, dass sie Tänzerin war. Er lehnte sich zurück und dachte an den Toten im Wasser.
Weiße Jeans und Hawaiihemd: Das erinnerte mehr an Sommer und Urlaub als an dieses frostige Vorfrühlingsklima.
Er zog die Plastiktüte mit der Visitenkarte aus der Tasche, nahm eine Papierserviette und trocknete das durchweichte Stück Papier. Der Name war noch einigermaßen gut lesbar, die Adresse nur bruchstückhaft. Auf jeden Fall wohnte der Mann in der Hauptstadt, das war zu entziffern. Da sowohl eine Festnetz- und eine Mobilnummer draufstanden, musste der Mann ein Mobiltelefon gehabt haben. Lag das vielleicht auf dem Grund des Sees? Auch die Nummern waren nur noch teilweise lesbar. Wo war der Mann gewesen, als ihm jemand das Messer in den Rücken gestoßen hatte? Am Ufer? Auf einem Schiff?
Michel fuhr sich mit dem Tuch über seinen Kopf.
In diesem Moment ging die Tür auf, und die Tänzerin brachte einen Teller voller Speck und Rührei. Mit Schwung setzte sie den Teller auf den Tisch, holte mit demselben Schwung Besteck, eine Serviette und ein Körbchen mit Brot.