Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz

ATTACKIEREN, BESIEGEN, BEZWINGEN

Nachdem sich jahrtausendelang nichts oder nur wenig ereignet hat im Hochgebirge, folgen die Erstbesteigungen der Alpengipfel plötzlich Schlag auf Schlag. Das sogenannte «Goldene Zeitalter» in der Geschichte des Alpinismus dauert etwa von 1854 bis 1865. 1870 ist mehr oder weniger jeder namhafte Gipfel in der Schweiz bestiegen. Die Rhetorik, die damals in der alpinen Literatur gebraucht wird, könnte gar vermuten lassen, in der Zone des ewigen Eises sei Krieg ausgebrochen. Rudolf Theodor Simmler spricht im Zusammenhang mit dem SAC von «Feldzug», «Kriegsrat», «Generalstab», und «Hauptquartier». Bevor er mit seinen «Hochgebirgsfreunden» zum allerersten Vereinsabenteuer schreitet, der Tödi-Besteigung im Glarnerland, sagt er: «Diesen Moment stelle ich mir feierlich vor, wie ein Feldherr den Augenblick vor einer Schlacht, wo er vor der Front seinen Soldaten mit kurzen Worten die Situation enthüllt und ihnen Sieg und Ruhm verheisst.»


Das Niemandsland unter Kontrolle bringen: Schweizer Bergsteiger pflanzen eine Gipfelfahne. Skizze von Emil Rittmeyer, Mitbegründer der SAC-Sektion St. Gallen, publiziert 1861.