Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz
Ähnlich klingt die Wortwahl der Engländer. Auch in ihren Berichten geht es darum, einen Berg zu «attackieren» und zu «besiegen», als wäre er ein Gegner, den man buchstäblich mit Füssen tritt und mit Eispickeln schlägt. Leslie Stephen erklärt die Alpen mit seinem viel gelesenen Klassiker «Playground of Europe» ironisch zum «Tummelplatz». Und Edward Whymper, 1865 «Bezwinger» des Matterhorns, nennt sein Buch zweideutig «Scrambles Amongst the Alps». «Scrambles» kann sowohl als «Kletterei» wie auch als «Wettlauf» übersetzt werden.
Bergführer nennt man «Anführer», sie haben das «Kommando» respektive «Regiment», und ihre Zöglinge sind «Rekruten».
Am symbolischen Eroberungswettkampf der Alpengipfel beteiligen sich Bergsteiger verschiedner Nationalitäten, aber die Briten lassen den Rest weit hinter sich. «Eine besonders kräftige Pflege und Förderung, ja ein völlig sportliches Gepräge erhielt der Alpinismus durch die Engländer. Die Angelsachsen sind nicht nur die Pioniere des Westens, sie sind auch die Pioniere des europäischen Hochgebirges», schreibt der österreichische Alpinist Ludwig Purtscheller 1894 in einem Essay «Zur Entwicklungsgeschichte des Alpinismus und der alpinen Technik».