Pionier und Gentleman der Alpen. Das Leben der Bergführerlegende Melchior Anderegg (1828-1914) und die Blütezeit der Erstbesteigungen in der Schweiz


Drachen «existiren» in der Schweiz bis ins 18-Jahrhundert: Der Zürcher Gelehrte Johann Jakob Scheuchzer hat sie in seiner «Naturgeschichte des Schweitzer Landes» auch abgebildet.

Immerhin gehört Scheuchzer zu den ersten Gelehrten, die sich aus ihren Studierstuben hinauswagen und in die Alpen reisen. Auf hohe Gipfel schafft er es jedoch nie. «Theils wegen körperlicher Erschöpfung, theils wegen der noch zurückzulegenden Entfernung.» Und er stellt fest: «Nicht jeder vermag es, sich an der Besteigung von Hügeln zu erfreuen, die bis zu den Wolken reichen. Sehr wenige schätzen ein mühsames Unterfangen dieser Art, das keineswegs lukrativ ist.»

Scheuchzers enorm umfangreiche Forschungen zeigen, wie wenig noch im 17. Jahrhundert von den Alpen und den Talbewohnern bekannt gewesen ist. Nebst den Drachen beinhalten seine Bände Kapitel wie «von des Sennen Person», «von Bergen, Neblen und Wolken», «von den wässrigen und winddichten Luftge-schichten des Schweitzerlandes» oder «von den Überbleibseln der Sündflut». Er glaubt, die Berge seien hohl, und er zeichnet erste Karten «von den Gletschern, Schnee- und Eisbergen» im Berner Oberland und im Rhonetal, die allerdings etwa so verlässlich sind wie seine Drachentheorie. Nach ihm wurden später das Scheuchzerhorn und das Scheuchzerjoch benannt, die zum Gebirgszug zwischen Finsteraar- und Oberaargletscher gehören.