Garibaldis Fuss. Aus dem Leben des Homöopathen Samuel Zopfy 1804-1890

Nun ist er wach, stemmt sich unter Schmerzen hoch. Die Gelenke sind eingerostet, Gicht plagt ihn. Eine Maschine ohne Öl. Er sucht auf dem Nachttisch nach der Taschenuhr, findet sie nicht. Mit nackten Füssen schlüpft er in den einen Pantoffel, findet den zweiten unter dem Fenster, streift sich den Morgenmantel über. Der Krug auf der Kommode ist mit Wasser gefüllt. Er fährt sich mit einem nassen Lappen übers Gesicht, kämmt den Bart und die spärlichen Kopfhaare. Dann setzt er sich an den Tisch in der Stube. Das Frühstück ist aufgedeckt, Silberbesteck, die Serviette im Ring. Frisches Brot, Butter, Konfitüre, Kaffee, ein Ei im Becher. In einem Tellerchen fein geriebenen Schabzieger. Barbara, der gute Geist, macht sich in der Küche zu schaffen. Seit seine geliebte Anna Maria im März des vergangenen Jahres verstorben ist, dient ihm die Tochter des Geissvogts Zopfi im Haushalt. Ein fleissiges, stilles Kind. Ihr linkes Bein ist von Geburt an verkürzt, darum taugt sie nicht für die Fabrik.

Zopfy streicht sich ein Butterbrot, tunkt es in den Schabzieger. Der würzige Geschmack regt den Appetit und die Verdauung an. Er kaut bedächtig, das fördert die Gesundheit. Nach München, wo als er als Student ein Zimmer mit Frühstück bezog, hatte er ein Stück Schabzieger aus der Heimat mitgebracht, in Fettpapier gewickelt. Die Hausmutter schaute ihm am ersten Morgen zu, wie er sein «Ziegerbrütli» mit Genuss verspeiste. Sie schnupperte, rümpfte ihre Nase. Eine Spezialität aus der Heimat, erklärte er, wollte sie überreden, einen Bissen zu versuchen. Doch sie liess sich nicht herbei. «Mein Herr! Ein solcher Stinkkäs kommt mir nicht mehr auf den Tisch!»